Alter Hut, aber mich würden eure Meinungen interessieren. Für mich persönlich ist die europäische Identität sehr wichtig, nicht als Abgrenzung von anderen, sondern als Gemeinschaft der verschiedenen europäischen Identitäten. Ich bin persönlich viel in Europa umhergekommen und es hat mich jedesmal sehr bereichert. Für viele andere Leute ist das aber gefühlt auch gar kein Thema, für viele auch, weil sie nie aus ihrem Heimatort weggekommen sind (weil sie nicht konnten oder weil sie nicht wollten). Wie seht ihr das?
Fände es sehr gut wenn die europäische Idee etwas mehr in den Vordergrund rücken würde, gemeinsam kann man einfach mehr erreichen als wenn jeder allein sein Ding macht.
Habe auch das Gefühl, dass wir von anderen Nationen auch schon eher als Europa betrachtet werden, aber da kann ich mich auch Irren.
Absolut. War und bin viel in Europa unterwegs und habe Freunde und Familie in verschiedenen EU-Ländern. Bin auch großer Fan des Reisens mit dem Zug, da bietet sich Europa ebenfalls an.
Ja! Ich schätze es sehr, in Europa zu sein, ich liebe die Unterschiede ebenso wie die Gemeinsamkeiten. Und trotz einiger Schwierigkeiten gefällt es mir auch, Teil der EU zu sein.
Ich fühle mich als Kultureuropäer - bin aber dem "politischen Projekt EU" zunehmend kritisch eingestellt, auch weil es gerne von lokalen Regierungen dazu missbraucht wird, auf überstaatlicher Ebene Dinge durchzusetzen, die vor Ort keine Mehrheit bekommen würde ("Tja, kann man nichts machen, Brüssel hat das so vorgegeben"). Insofern: Europa der Menschen ja, Europa der Politik nein.
Gerade in Richtung Verbraucherrechte passiert derzeit aber auch viel Positives, habe ich den Eindruck. Standardisierung von Ladeanschlüssen, Reparierbarkeit, austauschbare Akkus. Und auch bei KI nicht gedankenlos all-in zu gehen, finde ich sinnvoll.
Yuropeans together stronk! Also ja. Und ich freue mich immer, wenn Europa mehr gemeinsame Projekte startet. Next steps: Euro-Chips, Grüne Euro-Energy, Euro-Army...
Ich fühle mich mehr dem Kontinent Europa, als dem Staat Deutschland, zugehörig. Ich fühle mich sogar mehr Niedersächsisch als Deutsch. Die EU baut leider oft Mist, ein geeintes Europa ist aber genau das, was wir in der sich offenbar verändernden Welt brauchen.
Ich fühle 1 Heimat, die ist da wo ich aufgewachsen bin. In anderen Ländern Europas sehe ich teilweise kultrelle Parallelen und sehe eine gewisse Nähe zu dem was mir geläufig ist. Das ist aber Richtigung Frankreich etwas ganz anderes als zu Montenegro. Ehrlich gesagt würde ich nichtmal sagen, daas ich mich als Deutscher fühle; in dem Sinne, dass klassische deutsche Mentalitäten zu mir passen. Also wenn jemand sagt er fühle sich europäisch, dann frage ich mich was er/sie darunter versteht und das angrenzt.
Ich fühle mich schon irgendwie europäisch, aber zentral in meinem Leben ist diese Identität nicht. Die EU sehe ich mit gemischten Gefühlen, einerseits sind mir ihre Vorteile absolut bewusst, andererseits nervt mich die aufgeblähte EU-Bürokratie. Trotzdem hab ich manchmal ein klitzekleines bisschen „Euro-Patriotismus“, gerade was z.B. technologische Souveränität gegenüber den USA oder China angeht. Bin natürlich froh in der EU zu wohnen, aber ich sehe z.B. auch nicht, warum mir ein EU-Land bzw. dessen Menschen tendenziell näher sein sollte, als ein Nicht-EU-Land. Nur weil z.B. Kroatien in der EU ist und Serbien nicht, habe ich keine stärkere Verbundenheit mit Menschen aus Kroatien.
Ich nutze weder meine Rechte als Bürger Europas wirklich (z.B. Freizügigkeit), noch habe ich die Möglichkeit viel über meine Region hinaus zu reisen.
Trotzdem sehe ich mich wegen der EU zuerst als Europäer und danach als Deutscher. Nicht wegen einer europäischen Kultur, Geschichte oder Sprache, sondern weil ich die Idee eines gemeinsamen Europas großartig finde. Weil ich gerne möchte, dass wir zusammen wachsen und dem Rest der Welt aufzeigen, wie trotz Differenzen ein gemeinsames Miteinander funktionieren kann.
Das ist sehr ideologisch geprägt und meine Vorstellung davon wie Europa/die EU sein sollte und wie sie sind, das lässt noch viel Spielraum nach oben. Trotzdem ist das für mich Teil meiner Identität und es beeinflusst wesentlich, wie ich denke und handle.
Aber fühlst du dich Menschen aus EU-Ländern dann automatisch stärker verbunden, als Menschen aus Nicht-EU-Ländern? Europa ist für mich in erster Linie ein Kulturraum, zudem auch etliche Ländern gehören, die nicht in der EU sind und es wohl auch auf Lange Sicht nicht werden. Meine (schwache) europäische Identität bezieht sich zumindest in meinem Fall halt auf diesen Kulturraum. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mir ein Finne oder Malteser näher steht als ein Deutschschweizer.
Wie alle Menschen fühle ich mich auf erster und oberflächlichster Ebene natürlich ähnlichen Menschen näher, als solchen, die ich als fremd empfinde.
Da macht es für mich keine Unterschied woher die kommen, Europa, EU oder sonstwas. Grenzen sind ein Konzept der Menschen, die Biologie hat das nicht in uns abgespeichert.
Ich mache mir daneben keine konkreten Gedanken, was ich vom "Standard-Finnen" oder "Standard-Schweizer" halte. Ich weiß, dass ich als Mensch andere Menschen automatisch einordne, aber ich gebe mir Mühe mich da nicht von künstlichen Eingruppierungen leiten zu lassen und jeden Menschen als Individuum zu bewerten.
Kommt ein wenig darauf an, wo ich mich aufhalte. Wenn ich in Europa bin, fühle ich mich stärker als Deutscher als als Europäer. Bin ich einem westlichen, nicht-europäischen Staat, bin ich eindeutig Europäer. Bin ich irgendwo im Thailand fühle ich mich dem Westen zugehörig und immer noch als Europäer.
Eigentlich weiß ich gar nicht, was es bedeutet, Europäer zu sein. Ich habe eine europäische Staatsangehörigkeit, klar aber das ist ja nur eine amtliche Sache. Ich stamme auf einem Land, die die Idee von Nation nicht erfolgreich gebaut hat (obwohl viele versuchten), deshalb kann ich mich nicht einfach mit geografische Begriffen identifizieren.
Ich glaube ich bin ein Post-Nationalist, einfach weil ich mich nicht an nationale Identitäten gewöhnt habe.
Uff, ich hab mir gerade erst eine richtige Persönlichkeit gekauft. Für eine Identität hab ich momentan kein Geld!
Aber jain, es ist echt kontextabhängig für mich. Als (kultureller) Europäer fühle ich mich dann, wenn ich mit Nicht-Europäern interagiere. Und selbst dann kommt das Thema kaum zur Sprache, wenn es, naja, nicht um Kultur geht. Aber als eine Art Nationalidentität benutze ich das gar nicht, zum Bleistift.
Durch das Rumreisen hat sich bei mir tatsächlich weniger eine Überidentität gebildet, sondern es hat viel mehr meine Identität als Deutscher geprägt, denn so sehe ich die Unterschiede gemeinsam mit den Überlappungen. So nach dem Motto, "wir sind nicht alle gleich und das ist gut" statt "Wir sind alle gleich und das ist gut."
Kommt auf den Kontext an und was du darunter verstehst. Wenn es um die EU geht, definitiv nicht (bin Schweizer). Wenn es generell um europäische Eigenheiten geht, ja. Vor allem, wenn ich mit Nicht-Europäern interagiere.
Andererseits habe ich auch einen südamerikanischen Anteil, der auch mal gerne Spontanbesuche bekommt/macht und seine Emotionen offener trägt als der Durchschnittsschweizer und auch Körperkontakt weniger vermeidet.
Als "Europäer" sehe ich mich überhaupt nicht. Dazu gibt es zu viele Grenzen innerhalb der EU. Eine echte Gemeinschaft sehe ich nur auf wirtschaftlicher und ein bisschen noch auf politischer Ebene. (Stimmt, viel herumgekommen bin ich nicht: bisher nur 14 Staaten besucht)
Dazu (und zu anderen aehnlichen Kommentaren waere dein Alter interessant).
Ich wuerde zwar auch gerne deutlich mehr Integration sehen (mehr in Richtung EU-Regierung, mit den Laendern als Bundesstaaten) - aber da ich als Kind noch vor Schengen gereist bin sehe ich schon was fuer massive Fortschritte wir gemacht haben.
Gerade jetzt mit den Kindern - dass man nicht ueberall mit Euro zahlen kann, oder dass man bei manchen Laendern durch eine Grenzkontrolle muss ist inzwischen eine sehr komische Sache fuer die.
Nein. Europäischer Nationalismus kotzt mich an. Geht mal auf r/europe und seht euch die Europäer an! Militarismus, Chauvinismus, Nazi-Verharmlosung, Orientalismus. Nicht umsonst steht das E in Pegida für Europäer. Wenn eine Organisation irgendwo "Europa" im Namen hat, werde ich sofort skeptisch.
Europa ist eine vollkommen willkürliche Abgrenzung zum Rest der Welt, die man weder geographisch noch geschichtlich rechtfertigen kann. Und jetzt würden wahrscheinlich irgendwelche "Europäer" kommen und mir was von christlichen Traditionen oder der Aufklärung oder so erzählen, aber das ist genau diese rassistische Abgrenzung und Geschichtsvergessenheit: Europa wird heutzutage effektiv dadurch definiert, dass man Muslime ausgrenzt, und die Renaissance ist ja gerade ein gutes Beispiel für kulturellen Austausch und wieso die Abgrenzung geschichtlich halt Bullshit ist.
Wenn ich die Frage bejahe, bin ich stolz auf das Mischmasch und grenze mich von Monokulturen ab. Ich will nicht bestreiten, dass es das Gegenteil gibt und ich bin auch nicht in der Verfassung mir positiven Nationalismus vor zu stellen, aber wie schon erwähnt hilft in einen Topf werfen selten.
Naja Pegida ist jetzt nicht unbedingt das Maß aller Dinge. (Sind die nicht in der gleichen Zeit wie Hogesa entstanden?)
Klar ist es willkürlich aber die Identifikationsmöglichkeiten liegen definitiv näher als "Deutscher" (Mein Gott, wie sich das schon anhört...) Aber ausgehend von der EU und allem was drum rum entstanden ist, ist die Idee deutlich moderner...