Immer mehr Apotheken müssen schließen, weil sich kein Nachfolger findet. Das sorgt vor allem auf dem Land für Probleme. Eine Gemeinde hat eine Lösung gefunden. Von Tobias Zutmann.
„Apothekensterben“… zumindest in meiner kleinen Ecke der Welt hat jedes Kaff mindestens 3 davon. Hier würde ich eher von gesunder Konsolidierung sprechen.
Ein Großteil existiert eh nur Dank der spendierfreudigen Globuli-Gemeinde.
Als Petra Groh-Regner vor zwei Jahren in Rente ging, fand sich niemand, der ihr Haus mit Apotheke kaufen wollte.
In einem kleinen Ort, wo man der einzige ist der Notdienst schiebt, keiner lebt der sich den teuren Schnickeschnack, den die Apotheken auch noch verkaufen leisten kann (das ist es womit Apotheken Gewinn machen) und mit der Konkurrenz der Onlineapotheken... und da muss man dann ein ganzes Haus kaufen und soll noch einen Haufen Ablöse für die Apotheke latzen und natürlich kümmert man sich erst um eine Nachfolge wenn man kaum noch krabbeln kann.
Sehr viele Betriebe gehen genau deshalb pleite. Hier bei uns gerade eine Metzgerei, weil der Inhaber nicht nur bis zum letzten Moment gewartet hat um sich um die Nachfolge zu kümmern (die denken alle sie werden nie alt) sondern auch weil erwartet wurde völlig überzogene Preise für eine nicht gut gehende Metzgerei und ein Haus zu bezahlen, dass schon lange renoviert gehört hätte. Seine Antwort: "Ne da verkauf ich lieber nicht als mit dem Preis runter zu gehen." - auch weil er so vermögend ist, dass es ihm egal sein kann. Soviel zu Dickköpfen die lieber einen Ort ohne Laden lassen als auch nur fünf Pfennig nachzugeben.
Man denkt 15 - spätestens 10 Jahre bevor man in Rente geht, als UnternehmerIn, über die Nachfolge nach und zieht sich die ran. Man kann auch schon vorher zurückstecken und jemand neuen einlernen und der kann über 10 Jahre den Laden langsam übernehmen ohne sich finanziell in den Ruin zu stürzen, es gibt den Mitarbeiter Buy-Out z.B.. Diese Person hat dann auch die Chance den Betrieb modern zu halten und auf neue Trends zu reagieren wozu der ätere Betriebsinhaber oft nicht mehr im Stande ist, weshalb man dann nicht nur ein teures sondern auch völlig veraltetes Geschäft übergeben will. Aber heh, dazu müsste man sich ja mit dem eigenen Altern und mit der Verantwortung beschäftigen, die man gegenüber dem Ort hat, der dafür gesorgt hat, dass man sich reich und versorgt aufs Altenteil zurückziehen kann.
Die Hälfte der Arztpraxen, Apotheken, Handwerksbetriebe und landwirtschaftlichen Betriebe die keine NachfolgerInnen finden haben auch nichts getan um das möglich zu machen, haben den Betrieb noch zusätzlich in den letzten Jahren runtergewirtschaftet und sind dann drei Tage vor Rentenbeginn ratlos.
Viele Senior-Chefs haben große Probleme loszulassen. Denn die emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen ist so stark, dass die Suche nach einem Nachfolger immer wieder verschoben wird. Ganz bewusst setzen sie bei Übernahmeverhandlungen einen Verkaufspreis für ihr Unternehmen an, der für Unternehmensnachfolger einfach viel zu hoch ist. Dieses Verhalten ist zwar nachvollziehbar, denn sich von seinem Lebenswerk zu verabschieden ist sehr schwer. Doch je länger man wartet, desto mehr steigen die Gefahren.
Vor allem in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung steigen Risiken, Trends und Fortschritte zu verpassen. Damit sinkt der Wert und die Konkurrenzfähigkeit eines Unternehmens.
Es ist nicht so als gäbe es keine Beratung bei den IHK Vertretungen und Gründerbörsen und was weiß ich alles, aber wenn man alles besser weiß als "die Jungen" und eigentlich garnicht verkaufen und loslassen will, kann man das nicht wahrnehmen. Früher konnte man halt den eigenen Nachwuchs nötigen das Unternehmen zu übernehmen und dann den Nachwuchs ständig kontrollieren und gängeln bis man ins Grab sank, die Kinder lassen sich das heute aber nicht mehr gefallen, warum bloß und sagen lieber gleich nein.
In der Stadt habe ich hier im Umkreis von 300 Metern 3 Apotheken. Wenn's da ne Konsolidierung gäbe, dass nur noch eine bliebe, diese aber entsprechende Vorräte für das Einzugsgebiet hat - welcher Patient würde trauern? Liefern können sie bei den extremen Margen ohnehin - und tun es.
Das Problem dreht sich ja wirklich nur darum, dass Massen an Apotheken in beliebten Regionen stehen und niemand aufs Land geht. Wenn man unbedingt die Früchte des Kapitalismus kosten will, muss man eben auch mit dem bitteren Ausschuss leben.
Der Markt regelt. Wer nicht vom Markt geregelt werden will hatte gerade auf dem Land mit Altersdurchschnitten jenseits der 50 genug Zeit, dass politisch zum Ausdruck zu bringen. Da wird aber meistens stramm CDU/CSU oder jetzt noch neoliberaler AfD gewählt.
Die Privilegien der Apotheken stammen noch aus der Zeit der Zünfte. Höchste Zeit, dass hier die Moderne Einzug hält. Aspirin etc. wird anderswo in Supermarkt verkauft. Und für rezeptpflichtige Medikamente kann man einen Lieferdienst einrichten. So viele Apotheken, wie es sie bei uns gibt, werden nicht gebraucht.
Wenn man nur 2x im Jahr einen Hustensaft braucht, dann mag man Apotheken für unnötig halten.
Wenn man aber eine chronische Krankheit hat, für die man signifikante Mengen an Medikamente braucht, und eventuell auch was Komplexeres, dann ist eine gute Stammapotheke absolut unerlässlich.
Die Apotheker von unserer Stammapotheke gegen z.B. immer wieder auf Schulungen in Bezug auf die ERkrankung von unserem Kind.
Dazu kommt dann immer wieder, dass die Ärzte was Obskures aber Notwendiges aufschreiben und die Apotheker dann durch ganz Europa nach dem Mittel suchen. Ähnliche Situation wenn Ärzte was aufschreiben, was grad nicht lieferbar ist, und die Apotheker dann irgendeine Alternative suchen, die redosieren oder gar selbst herstellen müssen.
Ich find es immer wieder befremdlich, wenn Leute, die grad hin und wieder ein Aspirin brauchen, über die Apotheken schimpfen.
Ist bisserl so als würdest du darüber schimpfen, was für eine Geldverschwendung Aufzüge in den Öffis sind, weil ja eh jeder auch einfach die Treppe verwenden kann. Ja, du kannst es. Aber viele können das nicht.
Ja, du brauchst nur ein Aspirin. Aber manche Leute haben richtige Krankheiten und dafür sind Apotheken notwendig.
In deiner Altersgruppe magst du nicht so viele kennen. Aber (a) sieht man als nicht-Betroffener nicht, was Betroffene im Bekanntenkreis machen müssen um einfach nur zu überleben und (b) wirst auch du in ein Alter kommen, wo der durchschnittliche Gesundheitszustand der Bevölkerung bedeutet, dass auch du über eine gute Stammapotheke froh sein wirst.
Und das ließe sich nicht zentralisiert und mit Versand regeln? Apotheker sind keine Ärzte. Sie können zu den Medikamenten beraten, und Mischungen selbst herstellen, sie können aber keine Diagnose stellen und Medikamente verordnen.
Es ist schön, dass sich eure Apotheke darum kümmert, hier im Thema fit zu sein und euch zu unterstützen. Das ist aber nicht die Regel und auch nicht zielführend, weil nicht jeder Apotheker für jedes Krankheitsbild Experte sein kann, genausowenig wie das jeder Arzt sein kann.
Hier ist Spezialisierung wichtig, um die Qualität der Versorgung zu sichern. Es gibt ja z.B. auch nur wenige Chirugen, die Herzen transplantieren, anstatt das in jeder Klinik anzubieten. Im Fall von Medikamenten lässt sich Spezialisierung deutlich besser zentralisieren. Der Apotheker muss dich nicht untersuchen, um die Rezeptur herzustellen. Die Untersuchung macht der Arzt vor Ort.
Jetzt soll ich wohl bald auch noch meine Pflaster im Supermarkt holen oder wie???
Aber mal ehrlich. Bei uns im Kaff gibt es zwei Apotheken, die sind fast direkt gegenüber voneinander. Wenn die keine Globuli verkaufen könnten, hätten die sich schon längst zusammengetan.
In zehn Kilometern Entfernung ist die nächste Apotheke.
Ja und deshalb heulen die alle rum?? 10km ist doch auf dem Land absolut nichts, so viel fahre ich selbst zum nächsten Supermarkt. Die sollen sich mal nicht so anstellen, für die nicht mehr mobilen Leute gibt es schließlich den Lieferdienst
Ja, dann fahr mal mit einer schweren Krankheit oder als alter gebrechlicher Mensch 10km am Rad.
Mich ätzt das so an, dass bei dem Thema immer die jungen Fitten Anfang/Mitte 20 denken, dass alle so drauf sind wie sie.
Meinst du, nur Leute, die voll gesund sind haben ein Anrecht auf Medikamente?
Newsflash: Kranke Leute brauchen überdurchschnittlich mehr und öfter Medikamente. Und nicht jede Krankheit ist ein Husten, der in 2 Wochen wieder vorbei.
Bitte such dir mal einen chronisch Kranken, am Besten mit irgendwas Systemischem, so wie Cystische Fibrose und frag ihn, was er von Apotheken hält.
Nur weil du nur mal 1x im Jahr ein Aspirin brauchst, heißt das nicht, dass allen so geht.
Sich über die Krankenversorgung zu beschweren, nur weil man selbst gesund ist, ist ähnlich clever wie sich über Barrierefreiheit zu beschweren, weil man zwei funktionsfähige Beine hat.
Fühlen kann man viel, heißt nicht, dass es so ist.
In der Realität ist Österreich innerhalb der EU auf Platz 23 von 28. Es gibt nur 5 EU-Länder, die weniger Apotheken pro Einwohner haben als Österreich.
Wir haben ziemlich genau halb so viele Apotheken pro Einwohner wie der EU-Schnitt.
Und reiche Länder wie Griechenland, Bulgarien, Rumänien oder Litauen haben ein Vielfaches unserer Apothekendichte.
Es würde der Sachlichkeit von Diskussionen extrem zuträglich sein, wenn Leute ihre Gefühle vor der Diskussion mit einer kurzen Google-Suche zum Thema Fact-Checken würden.
In meiner Straße gibt es drei Apotheken und ein Schwurbelreformhaus. Letzteres ist relevant, wenn man sich ansieht, was Apotheker so in ihre Schaufenster stellen. Die laufen so gut, dass keine der drei es nötig hat, arbeitnehmerkompatible Öffnungszeiten anzubieten. Mach mir da keine Sorgen.