Naja ein Mietstopp löst meiner Meinung nach das Problem nicht, sondern bekämpft nur ein Symptom und komplett ohne Nachteile ist er auch nicht. Ich würde mich also sogar tendenziell zu den Gegnern eines Mietstopps zählen.
Durch einen Stopp werden keine neuen Wohnungen gebaut, im Gegenteil wird wahrscheinlich sogar weniger gebaut. Was den Markt insgesamt sogar verschlechtert.
Von einem Mietstop würden wahrscheinlich auch (je nach Implementierung) derzeitige Mieter überproportional profitieren. Dies führt einerseits zu einer Benachteiligung von Zuziehenden, zum anderen wirkt es sich negativ auf Umzüge in passendere Wohnsituationen aus (neuer Job, Kinder ziehen aus etc), da man hierdurch den Bonus der Bestandsmiete verlieren könnte. Diese Reibungen würden insgesamt den Markt unflexibler machen, wahrscheinlich zum Nachteil der Gesellschaft.
Was es braucht ist:
Mehr bauen, wo erforderlich. Und in dem Zug wohl auch Änderungen der Bebaunungspläne zur besseren Nachverdichtung
Reduzierung der Baukosten die eventuell durch zuviele/unnötige Normen entstehen.
Verstärkten Sozialbau, welcher vor allem auch dauerhaft im Bestand bleibt und nicht nach x Jahren umgewandelt wird.
Abschöpfen leistungsloser Gewinne. Ein Beispiel was ich damit meine: Eine neue U-Bahnstrecke wird gebaut, wodurch der Wert vieler Grundstücke in der Umgebung erheblich steigt. Deren Besitzer haben aber keinerlei Leistung erbracht die diese Wertsteigerung rechtfertigt, sie wurde von der Allgemeinheit finanziert. Dieser Gewinn sollte finde ich (zumindest Teilweise) zu denen fließen, welche auch dafür verantwortlich sind. Ich denke ein signifikanter Teil der Preissteigerungen werden durch höhere Grundstückspreise verursacht, was im extrem Fall z.B. in Großstädten dazu führt dass es sich lohnt Grundstücke/Häuser einfach leerstehen zu lassen und trotzdem Gewinn zu machen.
Berlin hat über den Wachstumshype der 10er einen Bauüberhang von über 60000 Wohnungen aufgebaut, d.h. Wohnungen für die Baugenehmigungen existieren, die aber noch nicht fertiggestellt sind. Davon die Hälfte mehr als drei Jahre alt. Warum ist das so?
Es werden überproportional viele Eigentumswohnungen und im Luxusbereich gebaut. Bei einem Zinsniveau von ~1% aber einer Verkaufspreissteigerung von 17%/y und mehr führt das dazu, dass Gebäude angefangen werden, aber nicht fertiggestellt. Das Geld wird dann in eine weitere Immobilie gesteckt, wo das Spiel weiter geht.
Auch gebaut wurden jede Menge Büro-Gewerbeflächen, für >30€/m² Miete, kalt. Kann man sich live anschauen wie gut das funktioniert hat: an der Prenzlauer Allee steht ein ganzer Neubau mit zigtausend m² seit über einem Jahr komplett leer.
Das Problem ist (auch), dass die hohen Mieten die Grundstückspreise aufgrund der Renditeerwartung hochtreiben, diese hohen Preise können dann wiederum auf die Mieter umgelegt werden, was dann wiederum zu einer höheren Miete führt.
Ein Mietenstop würde diese Spirale ausbremsen und einen Renditendeckel darstellen. Dadurch würde dann auch ein realistischerer Mietpreis zustande kommen.
Alle deine Punkte würden durch diese eine Maßnahme abgedeckt. Und das ohne Bürokratie oder großartige neue Prüfungen.
Die Daten sind soweit ich sehe von Immoscout. Viele Wohnungen werden vermittelt, ohne je da auftauchen zu müssen. Im Osten Berlins sind z.B. viele der fehlenden Pixel Genossenschaften und städtische Gesellschaften. Die brauchen ihre Wohnungen nicht auf Immoscout stellen, um Mieter dafür zu finden. Die haben teilweise lange Wartelisten und Wohnungen gehen sofort weg, wenn jemand kündigt/auszieht.
Als ich vor ein paar Tagen auf der Website einer Genossenschaft geguckt habe, wurden drei Wohnungen in ganz Hamburg angeboten, eine davon nur für Senioren und eine davon nur mit Dringlichkeitsschein.
Wartezeiten zur Zeit mindestens zwei Jahre, in beliebten Stadtteilen vier Jahre, für Einfamilienhäuser (gibt es bei Genossenschaften auch) ca. zwei Jahrzehnte.
Manche Genossenschaften haben die Listen auch ganz geschlossen.