Hmm, male mich überrascht aber ich finde Kretschmer hat hier einen Punkt:
Wenn jeder Vorschlag der AfD kategorisch abgelehnt wird weil er von der AfD kommt überlässt man ihnen die Möglichkeit eine tatsächlich sinnvolle Position einzunehmen, die dann von den anderen Parteien abgelehnt werden "muss". Das ist Futter für die rechten Narrative.
Andererseits normalisiert es Zusammenarbeit mit der AfD. Ein weiteres fallen der Brandmauer. Der Zeitpunkt für diese Aussagen ist mehr als ungünstig.
Ich hoffe dass unsere Demokratie ihr Versprechen von Wehrhaftigkeit halten kann. Teile der AfD gelten inzwischen als gesichert Rechtsradikal. Meine Hoffnung ist dass dies schließlich zu einem Parteiberverbot führt.
Das Ding ist halt, das die Brandmauer in Wirklichkeit nie stand. Ich wohne in Berlin-Reinickendorf, und da hat die CDU in den letzten Jahren auf Bezirksebene sehr wohl mit der AfD zusammengearbeitet, da wären Anträge ohne die AfD Stimmen nie durchgegangen, unter anderem ein Kopftuchverbot für Mädchen in Schulen bis zur 6. Klasse. Und jetzt gerade geht es um den Bezirksetat, da braucht die CDU die Stimmen der AfD, was meinst du, was da passieren wird? Man braucht kein Magier zu sein, um das zu erkennen. Und das ist in Berlin(!), ehemals "West-Berlin", nicht irgendwo in einem dunkeldeutschen Kaff in Sachsen. Wenn man dem jetzt nicht Einhalt gebietet, dann ist es vorbei, wir müssen da als Zivilgesellschaft einfach funktionieren und so etwas kategorisch ablehnen, sonst wird es schlimm in den nächsten Jahren. Wir, also Menschen wie du und ich, erkennen die demokratisch-freiheitliche Grundordnung an und agieren dementsprechend, die AfD ist rechtsextrem und will die Demokratie zerstören, wieso sollten wir ihnen dann Mitspracherecht einräumen und ihnen auch noch den Weg dazu bahnen? Das ist doch Wahnsinn, Dummheit, Ignoranz, nenne es, wie du willst ...
Ja das ist das Problem. Noch ist die AfD eine Partei die mitspielen darf.
Ich denke halt dass die kategorische Ablehnung der AfD ihr eben auch ein Mitspracherecht einräumt, indem sie jeden erdenklichen Standpunkt unmöglich machen kann, schlicht dadurch dass sie ihn einnimmt.
Was hier richtig ist kann ich nicht sagen, das sind nur meine Gedanken.
Fuck, jetzt habe ich hier einen ewig langen Kommentar reingeklöppelt und jetzt ist er weg ...
Ich versuche es nochmal von Vorne : )
Also, na klar sind das deine Gedanken, ich war auch mal an dem Punkt, an dem du jetzt bist. Vor ein paar Jahren dachte ich noch, man muss die Wähler zurückholen, weg von "denen". Mittlerweile hat sich da mein Standpunkt einfach geändert, man darf Menschen, die unsere demokratische Grundordnung ablehnen, einfach keinen Fußbreit geben, das hat uns ja schon unsere Geschichte sehr sehr deutlich gemacht.
Mittlerweile denke ich, nee, ich will euch nicht zurück, ihr müsst einfach ausgegrenzt werden, solches Gedankegut hat hier keinen Platz, wieso sollen wir euch Rechte einräumen, die ihr uns nicht zugestehen wollt und sofort wegnehmen würdet, wenn ihr könntet?
Ich wollte auch nochmal was zu einem Verbot sagen, da du das vorher ja auch angesprochen hast - ich glaube 1. nicht, dass es jemals dazu kommen würde - man hat ja auch immer mal wieder versucht, die NPD zu verbieten, ist nie passiert. Und 2. würde man die AfD dann in die Märtyrerrolle versetzen, und das ist das Letzte, was man - oder zumindest ich - möchte. Aber so wie es momentan läuft, geht's halt auch nicht, man kann die AfD nicht wie eine ganz normale demokratische Partei wahrnehmen, das ist sie einfach nicht, das hat sie oft genug bewiesen. Eine Normalisierung ist einfach brandgefährlich.
Ach, dann hätte ich mir den anderen Kommentar ja sparen können :)
Den Post habe ich auch gerade gelesen, und ich bin, obwohl ich es besser wissen sollte, doch immer wieder aufs Neue schockiert, genau wie du gerade.
Joo also erstmal danke dass du dir (nochmal) die Zeit für die Antwort genommen hast!
Ich denke auch dass man die Wähler nicht zurückholen kann, aber man kann immer noch mehr Menschen nach rechts verlieren, wenn sie unseren Umgang mit der AfD als unsachlich empfinden. Die AfD schafft es mmn sowieso sich als Opfer oder Märtyrer zu inszenieren, das ist Teil ihrer Strategie.
Dass das Verbot der NPD gescheitert ist hatte ja Gründe die heute soweit ich weiß nicht zutreffen, das bedeutet für mich nicht dass es diesmal auch scheitern muss. Die Mühlen malen langsam und einige Schritte in Richtung Parteiverbot sind bereits gegangen.
Dass wir momentan ein riesiges Problem haben sehe ich genauso! Auch dass eine Normalisierung der Zusammenarbeit nicht gut ist.
Bitte schreib nicht "ihr" und "euer" in deiner Antwort, ich glaube wir stehen hier auf der selben Seite :)
Also erstmal sorry, das mit dem "ihr" und "euch" war nicht auf dich bezogen, das waren "die", nicht du. Aber klar, man kann das natürlcih auch so lesen wie du, das ist mir nicht aufgefallen, als ich es geschrieben habe. Wie gesagt, ich wollte nicht dich damit ansprechen.
Ich könnte hier noch ewig schreiben, weil das Problem so komplex ist und ja nicht auf einmal aus dem Nichts aufgetaucht ist, sondern mMn ein Problem ist, das immer da war. Wir hatten seit 1949, in beiden Teilen Deutschlands, einen Prozentsatz, der so dachte. Die haben sich nur nicht so richtig getraut, den Mund aufzumachen, ausser wenn sie unter sich waren. Das Problem ist halt, dass sie jetzt salonfähig sind. Und dass darf halt einfach nicht sein.