Der braune Daumen oder: Welche Pflanzen empfiehlt ihr jemandem, der mit Pflanzen nicht anfangen kann?
Moin zusammen.
Ich bin vor einigen Monaten in eine neue Wohnung umgezogen. Einige Dinge müssen noch erledigt werden, einige Möbel fehlen noch. Ich mag es eher minimalistisch, nicht zu viel Plunder in der Bude. In der Vergangenheit hatte ich eher nicht so Erfolg mit Pflanzen. Zu viel oder zu wenig gegossen, falscher Stellplatz, you name it.
Nun also ein weiterer Versuch das Raumklima zu verbessern und ein bisschen was pflanzliches zu Hause stehen zu haben.
Falls von Interesse: Hab ne 2-Zimmer-Bude ohne Balkon/Terrasse. Die Fenster sind auf der Nord-Seite.
Ja, die verzragen echt lange nicht gegossen zu werden...
Nach dem Übersiedeln hab ich die (fast 20m lang) vergessen... über Wochen. Viele Wochen.
Sie hat dann viele Blätter abgeworfen. Kaum aufgehängt und regelmäßig gegossen sprießte sie weiter.
Jetzt hab ich die mal umgetopft, ihr mehr Erde gegönnt, damit mehr Speichervolumen für Feuchtigkeit da ist, und bei der Gelegenheit um die blattlosen Abschnitte gekürzt. Jetzt ist sie ca 2m lang und wächst wieder weiter.
Und ich hab 3 Ableger gemacht. Die treiben im Wasser grad Wurzeln, und kommrn bei nächster Gelegenheit in die Erde.
Und grad stelle ich fest... das ist gar nicht die Grünlilie 😄😄😄 Wie die heißt, weiß ich nicht... ist aber auch sehr dankbar.
Aber selbst die Grünlilie hat mir schon oft verziehen, dass ich sie wochenlang (sic!) nicht gegossen habe.
Die wird blaß bei Durst. Einmal gießen, und kurz darauf ist sie wieder kräftig grün.
Nur Kälte verträgt die nicht. Im Winter am offenen Fenster, wenn eiskalte Luft reinkommt, da geht sie ein. Da reicht schon 1x lüften, und die Blätter werden braun und dürr.
Bin immer wieder fasziniert davon, mit wie wenig Licht so eine Glücksfeder auskommt.
Ich ergänze mal noch Drachenbaum und Efeutute, die sind auch beide relativ robust. Meinen Efeututen gefällt es im Bad sehr gut, Nordfenster und hohe Luftfeuchtigkeit.
Ich empfehle Bogenhanf (echt einfach und gut fürs Raumklima).
Außerdem zum Equipment: Echte, unbeschichtete Terracottatöpfe sind sehr schwer zu übergießen, weil sie atmungsaktiv sind. Vergiss nur nicht den imprägnierten Unterteller mit hohem Rand, wenn du darunter nicht regelmäßig wischen willst.
kein übertopf! sonst staut sich das wasser, es fängt an zu müffeln oder schimmeln. außnahme: papyrus (kann ich sehr empfehlen, kann immer im wasser stehen, verzeiht es aber auch mal einen tag oder zwei, wenn das wasser weg ist)
eine pflanze wählen die dir sagt wie es ihr geht. bei einem kaktus oder sukkulente siehst du nicht ob sie wasser braucht, oder ob es ihr gut geht. bis du mitbekommst dass etwas schief läuft, ist es dann auch schon fast zu spät. empfehlung: zimmerlinde. ist vielleicht schon ein bisschen anspruchvoll (eine woche ohne gießen klappt aber schon auch), aber du siehst ihr sofort an, wenn sie wasser braucht, weil dann alle blätter hängen. stell sie so, dass du sie täglich siehst, dann wirst du sie auch gießen wenn du siehst dass es ihr schlecht geht.
eine pflanze wählen die du einfach selbst vermehren kannst. zum beispiel eine leuchterblume. nahezu unkaputtbar, und wenn du einen der knubbel in erde legst bekommst du eine neue pflanze.
ableger von freunden besorgen. wenn jemand eine pflanze schon längere zeit hat, kann er dir sagen wie sie reagiert, und wie robus/empfindlich sie ist. außerdem hast du dann nicht nur eine pflanze, sondern eine pflanze mit geschichte, z.b. der korallenkaktus von meiner oma.
darüber hinaus (aber das wäre dann schon etwas mehr commitment) kann ich empfehlen pflanzen selbst aus sporen oder samen zu ziehen. dadurch hat man in der regel viel zu viele und kann sich ein paar fehler erlauben bzw. erfahrungen sammeln. in meinem fall sind das nestfarne. kann ich auch so empfehlen: sehr sehr robust, man kann hin und wieder zusehen wie sich ein blatt ausrollt und man kann sie auch nicht übergießen, weil sie es eher nass wollen.
bist du in einer größeren stadt? dann sag mal welcher, ich bin mir sicher hier gibt es genug leute die ableger mit dir teilen. die fünf genannten teile ich gerne :-)
Danke für die umfangreiche Antwort. Mit den Begründungen kann man echt was anfangen und bekommt schon mal ein wenig einen Einblick darüber was für mich sinnvoll sein könnte.
Wohne derzeit in Mainz. Werde auch mal eine Arbeitskollegin und eine Freundin fragen, die beiden sagen von sich, sie hätten ein Pflanzenproblem (im Sinne von "omg es werden langsam wirklich zu viele"), vielleicht haben die noch was abzugeben oder können ihre Einschätzungen beisteuern.
Definitiv Sukkulente, meine sind 2 Jahre alt und ich vergesse sie oft für eine Woche. Hier Bild.
Allerdings habe ich seither auch Bonsais und Monstera angefangen und die leben auch noch, vielleicht bin ich dann doch besser im grünen daumen als ich es mir vorstelle.
Bogenhanf, Glücksfeder (gibts auch mit schwarzen Blättern, sehr cool), Schefflera oder Pilea sind zum Beispiel einfach in der Pflege. Kakteen gehen natürlich auch immer.
Ansonsten noch allgemeine Tipps zur Pflege:
Die meisten Zimmerpflanzen mögen helles, indirektes Licht. Das bedeutet in der Nähe eines Fensters, ohne dass die Pflanze direkt von der Sonne angestrahlt wird. Damit können sie ausreichend Photosynthese betreiben ohne zu verbrennen.
Man kann zu wenig, aber auch zu viel gießen. Am besten vorher den Finger 2-3 cm in die Erde stecken und prüfen, ob sie sich noch feucht anfühlt. Wenn ja, dann nicht gießen und noch einen Tag abwarten.
Bin großer Fan von Efeututen, in all ihren Variationen. Sehr pflegeleicht, hängen hübsch von der Decke oder aus jedem Regal, leicht zu vermehren. Brauchen (und wollen) keine direkte Sonne.
Ebenfalls pflegeleicht: Monstera, Pilea, Schusterpalme, Grünlilie.
Ich habe gute Erfahrungen mit Yucca-Palmen im großem Topf gemacht, die habe ich lange nur alle 1-2 Monate gegossen und sie war sehr happy damit.
Probleme hatte ich nur, als ich angefangen habe zu oft zu Gießen, aber das klingt bei dir jetzt ja nicht nach nem Problem ;P.
Und ich persönlich finde sie auch schön.
Vielleicht geht es nur mir so, aber künstliche Pflanzen finde ich noch deprimierender als keine. Zumal die bei entsprechender Größe echt teuer sind und aus viel Plastik bestehen. Irgendwie dystopisch.
Ich hab ADHS und nach vielen Jahren mit diversen Versuchen bin ich einfach zu dem Schluss gekommen, dass ich unfähig bin, echte Pflanzen am Leben zu erhalten. Ja, sie sind aus Plastik und teuer, aber immer wieder Pflanzen zu töten ist auf Dauer auch ziemlich teuer.