Nach meinem Verständnis des derzeitigen Stands der Pädagogik, werden Mobiltelefone als Erweiterung des eigenen Selbst behandelt. Da sollte man mit Verboten dementsprechend vorsichtig umgehen, um den Peitschenschlag nicht selbst abzubekommen. Wenn du junge Menschen zu sehr einschränkst, rebellieren sie nur noch mehr statt zu lernen. Stattdessen sollte ein verantwortungsvoller Umgang mit den Geräten vermittelt werden. Das fängt schon früh an und da müssen die Eltern auch einfach mit Anpacken.
Bei uns gilt: Smartphones ausgeschaltet im Rucksack. Ab diesem Jahr werden Mobiltelefone durch uns Lehrkräfte eingesammelt, wenn dagegen verstoßen wird. Beim ersten Verstoß kann es nach dem Unterricht selbst abgeholt werden, ab dem zweiten Verstoß nur durch die Eltern, ab dem 3. Verstoß kommen erzieherische oder Ordnungsmaßnahmen dazu.
Warum machen wir das?
Schüler*innen wurden auf den Toiletten intim gefilmt
Fünftklässlern wurden Hinrichtungen und Hardcore-Pornos auf dem Schulhof vorgeführt
Lehrkräfte wurden heimlich fotografiert und gefilmt, um sie danach auf Social Media bloßzustellen bzw. Whatsapp-Sticker aus ihnen zu machen
Auseinandersetzungen wurden gefilmt und ohne Einwilligung der Gefilmten ins Netz geladen
Cybermobbing geschah teils aus dem Unterricht heraus
Schule ist auch Schutzraum für alle am Schulleben beteiligten. Erste Umfragen bei den Schüler*innen zeigen, dass sie sich jetzt viel wohler in der Schule fühlen, gerne miteinander interagieren (auch in der Oberstufe, in der die Nutzung teils erlaubt ist). Ich finde, sie sind allgemein auch geistig anwesender.
Hiervon losgelöst können die eigenen Geräte (wie auch die Schul-iPads) durchaus in den Unterricht eingebunden werden. Danach sind sie eben ausgeschaltet wieder im Rucksack.
Bevor der Vorwurf kommt: wir haben Anti-Mobbing Konzepte, Workshops zu kriminellen Handlungen mit Smartphones durchgeführt, etc. pp.
Aber das ist ja eben was vollkommen anderes, als ein Pauschale Verbot. Die Maßnahmen sind aus der Erlebniswelt der Schüler*innen heraus begründet, sind nachvollziehbar und, da ja andere Geräte auch genutzt werden dürfen, keine totalitäre Absage an Medien in der Schule.
Danke für den ausführlichen Beitrag. Wie ich das lese, geht ihr ja einen Mittelweg und bietet Alternativen an, was zu meiner Schulzeit leider nie geklappt hat. (Ich wette, die Tablets bei uns verstauben heute noch im Schrank, weil sie nie ans System angeschlossen wurden.) Das klingt jedenfalls weitsichtiger und praxisnaher als ein allumfassendes Verbot von ganz oben.
Ich habe an verschiedenen (Berufs-) Schulen schon alles vom Totalverbot bis zu "alles geht" mitgemacht und empfand es als angenehmer, wenn es grundsätzlich erlaubt war. Und das obwohl ich zuvor, als knallharte Verboten galten, diese als sehr Sinnvoll erachtet habe. Zuegegeben waren später als es lockerer wurde aber auch alle schon deutlich älter und ich denke, das macht einen großen unterschied. Allein schon weil du ab einem gewissen Alter selbst Verantwortung übernehmen musst. Trotzdem hätte selbst hier in meiner alten Schule noch das totale Verbot gegolten, was ich so nicht mehr unterschreibe.