Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger wehrt sich gegen den Vorwurf, als Schüler ein antisemitisches Pamphlet verfasst zu haben. Allein der Verdacht sorgte für Empörung über die Grenzen des Freistaats hinaus. Am Abend hieß es dann: Aiwangers Bruder war der Urheber.
Wir haben hier schon einen thread dazu, den hatte ich wohl übersehen.
Hab mir das mal angesehen (SZ hats veröffentlicht: https://www.sueddeutsche.de/image/sz.1.6163003/640x360?v=1692979188). Das ist zwar definitiv menschenverachtend und geschmacklos, aber ich kann nicht so ganz erkennen, was daran antisemitisch sein soll. Ist "Vaterlandsverräter" in rechten Kreisen eine Chiffre für "Jude" oder sowas?
Ich finde nicht, dass sich hier über den Holocaust lustig gemacht wird; ich lese das eher als "ich will, dass meine Gegner im KZ ermordet werden"; das ist ja eher ein endorsement. Und es ist ja auch nicht so, als wären im KZ ausschließlich Juden ermordet worden. Das ist ja schon schlimm genug, ohne dass man diesen Schritt zum Antisemitismus geht; mMn wird der Begriff des Antisemitismus dadurch dann auch verwässert, wenn jeder, der irgendwie mal was Nazi-mäßiges gemacht hat, "antisemitisch" genannt wird.
Der Kern der Nazi-Ideologie sind der autoritäre Staat und der Hass gegen Andersdenkende und -artige. Gerade in einem Umfeld, in dem es überhaupt keine Juden gibt (was ich vom ländlichen Bayern in den 80ern stark annehme), ist Antisemitismus da nicht unbedingt das Hauptthema.
Wir reden hier aber nicht vom historischen NS, sondern davon ob Aiwanger mit 16 antisemitisch war. Man kann NS toll finden, ohne sich für Juden zu interessieren.
Ich weiß nicht warum der autoritäre Staat immer in den Vordergrund gerückt wird. Das ist nur das Mittel zum Zweck. Im Vordergrund steht der Nationalismus. Aus dem gesteigerten Nationalismus folgen dann schon so ziemlich direkt alle anderen Sachen. Nationalismus is a hell of a drug.